Die Historie des Jurahofs...
...reicht zurück bis ins Jahr 1841. Damals übernahm Johann Weber von Konrad Weber Teilflächen zu 2.000 Gulden. Im Jahr 1864 tauschte dann Konrad Weber sein Haus Schmidtstadt 5 mit Georg und Barbara Grötsch aus Kirchenreinbach, behielt aber einen Teil der landwirtschaftlichen Flächen. Konrad und Anna Weber verkauften 1865 den Gesamtbesitz landwirtschaftlicher Flächen an Johann und Elise Durst aus Ernhüll. Im Jahr darauf wurden ein Wohnhaus sowie ein Stall, ein Stadel und der Hofraum gebaut. Zwei Jahre später entstanden die ersten Schweineställe. Im Jahr 1880 musste das Anwesen jedoch zwangsversteigert werden. Georg Endres aus Kirchenreinbach erwarb es für 7.500 Mark und verkaufte es im Jahr darauf an Andreas Pickel und Anna-Margareta Leykauf.
1884 kam das Anwesen in unseren Familienbesitz
Wie durch den königlichen Notar Maunz am 25. Juni 1884 beurkundet, erhielten meine Ur-Ur-Großeltern Johann und Margarethe Hofmann den Gesamtbesitz von der Familie Pickel im Tausch gegen das Haus Nr. 28 in Etzelwang. Mit dieser Übernahme begann damals die über 100-jährige Geschichte des Jurahofes als Gastwirtschaft, die bis 1993 bestand und zum beliebten und bekannten Ausflugsziel in der Region wurde. Am 19. Juni 1910 übernahm mein Ur-Großvater Johann Georg Hofmann den Betrieb und führte ihn zusammen mit seiner Frau Margarete weiter bis er schließlich 1937 wiederum an deren Sohn und meinen Großvater Georg übergeben wurde.
Aufkommender Tourismus
Mein Großvater und seine Frau reagierten auf den aufkommenden Tourismus. Sie stellten die Landwirtschaft auf Nebenerwerb um und intensivierten den Gastbetrieb. 1950 errichteten sie eine große Scheune und lagerten den Kuh- sowie den Schweinestall aus dem Haupthaus dorthin aus. 1958 wurde dann die erste Maschinenhalle gebaut. Im Jahr 1960 entstand schließlich das Schlachthaus. Vier Jahre später bauten meine Großeltern den Küchentrakt an und richteten darüber weitere Fremdenzimmer ein. Die Ferkel-Erzeugung und die Schweinemast wurden auf die Bedürfnisse des Gasthofs (Fleisch- und Wurstproduktion) ausgerichtet. Der Feldbau konzentrierte sich auf den Anbau von Schweinefutter (Rüben, Mais, Getreide, Kartoffeln) und Speisekartoffeln für den Gasthof. Daneben wurden noch ca. 12 Milchkühe gehalten.
1970 übernahmen meine Eltern den Betrieb...
Georg und Hildegard Hofmann sahen ihre berufliche Zukunft in der Gastronomie und modernisierten den Gasthof. Es wurde ein zusätzliches Gebäude mit großem Saal für ca. 110 Gäste sowie 12 neuen Fremdenzimmern gebaut. Die Landwirtschaft passten meine Eltern noch stärker an die Erfordernisse des Gasthofs an: sie schafften die arbeitsintensive Milchviehwirtschaft und Ferkelerzeugung ab und professionalisierten dafür die Schweinemast. Der Feldbau beschränkte sich auf den Anbau von Futtermitteln wie Sommer- und Wintergerste, Mais und in größerem Ausmaß Speisekartoffeln für Kloßteig.
Die Strukturen unseres Familienbetriebes drückten sich auch in den Lehrberufen von uns Kindern aus. Mein Bruder Thomas wurde Landwirt, mein Bruder Bernd Koch und ich ergriff den Beruf des Metzgers.
1993 schließlich entschlossen wir uns aus privaten und familiären Gründen, den Gasthof nicht mehr weiter zu betreiben. Da sich ein Bauernhof besonders gut für die Verknüpfung mit einem sozialen Projekt eignet, verpachteten wir das Gasthaus an eine sozialtherapeutische Einrichtung. Von 1994 bis 2011 beherbergte der Jurahof deshalb eine Nachsorgeeinrichtung für alkoholkranke Menschen.
Endlich Biobauer
Nachdem wir den gastronomischen Betrieb eingestellt hatten, beschloss ich nun meinen Traumberuf zu ergreifen: Biobauer. Ich begann eine landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Bioland – Mutterkuhhaltungsbetrieb und stellte schon während dieser Zeit unseren Hof auf die ökologische Wirtschaftsweise um. Nach der Ausbildung pachtete ich den Hof von meinen Eltern, schaffte die Mastschweine ab und konzentrierte mich auf die Haltung von Mutterkühen und Mutterschafen. Da ich bereits Metzgermeister war und wir das Schlachthaus schon auf dem Hof hatten, konnte ich von Beginn an meine Fleischprodukte selbst erzeugen und direkt vermarkten.
Schlacht- und Zerlegebetrieb
Schon im Laufe der Ausbildung lernte ich viele ökologisch wirtschaftende Betriebe im Landkreis und darüber hinaus kennen. In zahlreichen Gesprächen stellte sich heraus, dass es den ökologisch wirtschaftenden Betrieben an geeigneten Räumlichkeiten für das Schlachten und Zerlegen ihrer Tiere fehlt. Denn obwohl sich die Absatzstrukturen für Ökofleisch seit Jahren verbessern, ist die Direktvermarktung für Biobauern nach wie vor ein wichtiger und erstrebenswerter Vertriebsweg. Daher entstand die Idee, dass ich in meinem Schlachthaus die Schlachtung und Zerlegung für andere Biobauern in der Region übernehmen könnte. Um die entsprechende Kapazität hierfür zu schaffen, wurde das Schlachthaus 1996 nach EU-Richtlinien erweitert, ausgebaut und modernisiert. Seit dem Abschluss der Arbeiten verfüge ich über einen gut ausgestatteten Schlacht- und Zerlegebetrieb, der neben meinen eigenen Tieren die anfallenden Öko-Rinder und -Lämmer der Region verarbeiten kann.
Der neue Mutterkuhstall
2003 haben wir uns entschlossen, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen: den Neubau eines Mutterkuhstalles. Dies wurde aufgrund der geplanten Erweiterung der Herde auf 25 - 30 Tiere notwendig. Dabei sollte das Gebäude den Ansprüchen sowohl der Tiere auf ausreichend Licht, Luft und Platz als auch der Erleichterung arbeitstechnischer Abläufe für mich gerecht werden. Außerdem war es mir wichtig, das neue Gebäude architektonisch anspruchsvoll in Landschaft und Hofstelle zu integrieren.
|